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Mathias Lindstedt, Arzt bei Cap Anamur | Tagebuch aus Haiti, Seite 20

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Donnerstag, 18.2.2010

Gestern gab es Treffen mit der Föderation des Roten Kreuzes, die auch hier am Krankenhaus Arbeiten übernehmen möchte. Nicht ganz einfache Gespräche, aber wir kommen voran. Wir suchen dringend nach Zelten, da die Leute immer noch im Freien leben.

Unser neues Team ist gestern eingeflogen, Edith, Peter und Regine. Sie kommen mit neuen Gedanken und Ideen, das ist gut. Heute nachmittag fuhr ich mit Edith nach Benoit. Ich hatte es bisher nicht geschafft, dort hin zu fahren. Dort herrscht die schiere Not: Diese Leute haben absolut nichts. Sie schlafen in kleinen Verschlägen auf nacktem Boden mit einem kleinen Holz-Deckengestell als Schutz darüber. Wir haben anfangs nicht realisieren können, wie Menschen in so großes Elend geraten können. Keine Wechselwäsche, keine Decke, keine Plane. Das 10-jährige Mädchen Sarah zeigte mir ihre jetzige Schlafstätte und ihr ihr ehemaliges Haus. Meine Betroffenheit ist kaum zu beschreiben. In dieser Stunde des Zusammenseins gelang es mir, mit Späßen gute Laune und Zuversicht zu verbreiten und wir haben viel miteinander gelacht.

Morgen abend wird zu meinen Ehren nach Landessitte eine Ziege geschlachtet und bei einem Fest verspeist. Und dann geht es Samstag früh nach Hause. Ich freue mich darauf.


Mathias Lindstedt
Facharzt für Allgemeinmedizin



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